„Das Wetter heute ist ein Glücksfall“, so Abt German Erd nach seiner Ankunft auf der 1623 Meter hoch gelegenen Marienberg Alm. Nach einem erfolgreichen Almsommer segnete der Stamser Abt Vieh, Mensch und Natur.
Weisenbläser aus Mieming begleiteten die Almmesse am Sonntag, dem 13. August 2017.
Aus allen Himmelsrichtungen kamen Bergler zur Bergmesse auf die Marienberg Alm. „Lasst uns erst gemeinsam die Almmesse feiern und erst anschließend das Almfest“, bat Abt German die versammelten Gläubigen. Sein Wort wurde gehört und von allen respektiert, die sich um die sanierte Marienbergkapelle herum zur Andacht versammelten. Radler und Bergwanderer unterbrachen ihre Tour und hörten auf das, was der Geistliche zu sagen hatte.
Das war nicht wenig. Abt German Erd nahm Bezug auf die sich in jüngster Zeit veränderte Gesellschaft und kritisierte in diesem Zusammenhang, dass sich viele Menschen zu reinen Egoisten entwickelten. „Das ist aber noch nicht alles“, mahnte der Abt, „unsere Gesellschaft neigt mehr und mehr zur Gewaltbereitschaft, zu Fremdenhass und sorglosem Umgang mit der uns anvertrauten Natur.“
Gesellschaftskritik an einem solchen Ort zu üben, sei nicht leicht, sagte der Stamser Abt German Erd in einem Gespräch mit Almenland Miemingerberg. Ein falscher Zungenschlag und man erreiche bei den Leuten das Gegenteil. „Kritik mit erhobenem Zeigefinger kommt nicht an. Wir müssen wieder lernen, miteinander zu reden.“ Dazu gehöre auch, schon den Kleinsten zu vermitteln, ihre Konflikte im Gespräch zu lösen und nicht mit Gewalt. „Und wir sollten die vielfachen Angebote digitaler Medien in friedlicher Absicht nutzen. Zum gesellschaftlichen Dialog und nicht zur Vermittlung von Hassbotschaften.“
„Der Marienberg ist in besonderer Weise offensichtlich dem Himmel sehr nah“, so der Abt in seiner Predigt. „Menschen, die sich am Berg begegnen, verkehren in anderer Weise miteinander. Zugewandter und aufgeschlossener für die leisen Töne unserer Gesellschaftsdebatte.“
Almobmann Benedikt van Staa begrüßte unter den Gästen Vize-Bürgermeister Martin Kapeller (Substanzverwalter der Feldern- und der Seeben Alm für die Gemeinde Mieming) und seinen Obsteiger Kollegen, Vize-Bürgermeister Alexander Egger sowie das langjährige Hüttenteam um die Familie Schuchter. „Wir bedanken uns beim Alt-Almhirten der Marienbergalpe, Herbert Schuchter, für seine Bereitschaft, unseren neuen Hirten, Patrick Spiecker, in diesem Almsommer zur Seite zu stehen. Herbert kennt das über 800 ha große Weidegebiet wie seine Westentasche.“
Almhirt Patrick Spiecker (aus Serfaus) ist heuer für die Sicherheit und das Wohlergehen von ca. 170 Stück Vieh und 200 Schafen zuständig. „Der Patrick macht seine Sache sehr gut“, so der Almobmann, „wir sind mit ihm alle sehr zufrieden. Der Almsommer ist bislang gut verlaufen. Wir freuen uns trotz der Niederschläge über noch immer genügend Weidefutter. Wir hoffen, dass es bis Mitte September so weiter geht.“
Nach notwendigen Sanierungsarbeiten im Hüttenbereich freue man sich über ein Mehr an 40 Quadratmeter Terrassenfläche aus Lerchenholz. Benedikt van Staa: „Aus dem gleichen Holz wurde der Zaun auf der Natursteinmauer gefertigt. Alles ruht auf fest-gegossenen Fundamenten mit stabiler Hinterfüllung.“ Der Almobmann bedankte sich bei den Mitgliedern der Agrargemeinschaft Marienbergalpe für die Hilfe bei den Bau- und Sanierungsarbeiten. „Ohne unsere Eigenleistung wäre das alles nicht machbar und schon gar nicht finanzierbar.“
Für die Spenden zur Renovierung der kleinen Marienberg-Kapelle sagte Benedikt van Staa ebenfalls „Vergelt’s Gott, allen die mit ihren Zuwendungen die Sanierung möglich gemacht haben. Es freut mich auch sehr, dass viele von den Spendern bei der Sanierung geholfen haben.“
Zum Almfest spielten die Inntaler Musikanten zur Unterhaltung alpenländische Musik. Darunter der populäre „Andachtsjodler“. „Das passt gut zur Alm“, so der Kommentar von Hüttenwirt Christian Soraperra, der mit seinem zum Festtag verstärkten Team die vielen Gäste aufs Beste umsorgte.
„Heute haben sich wohl doppelt so viele auf ihren Weg zur Almmesse und Almfest gemacht als im vergangenen Jahr“, schätzte Almobmann Benedikt van Staa. „Für uns alle, die sich um das Wohl der Marienbergalpe bemühen, Lob und Anerkennung zugleich.“
Kontakt:
Marienberg Alm, 1623 m
Gemeinde Obsteig, Tirol
Obsteig 303
Familie Soraperra Christian
Tel: +43 664 1204386
eMail: marienbergalm@gmail.com
Weblink: Tiroler Zugspitz Arena / Marienberg Alm – Hütte
Marienbergmesse 2017 – Stamser Abt plädiert für „leise Töne“. (Fotos: Knut Kuckel)