Die Kräuterbüschl bestehen in Tirol – je nach Region – aus 7, 9, 12 oder 15 Kräutern. (Foto: Knut Kuckel)
Die Kräuterbüschl bestehen in Tirol – je nach Region – aus 7, 9, 12 oder 15 Kräutern. (Foto: Knut Kuckel)

Maria Himmelfahrt – „Jeder Schritt ist das Erlebnis“

Ausnahmewetter zu Maria Himmelfahrt. Die katholischen Christen feierten am Sonntag, dem 15. August in Untermieming „Mariä Aufnahme in den Himmel“. Die Kräuterweihe und Prozession waren Höhepunkte des Feiertages.

Der Telfer Franziskaner René Dorer ging in seiner Predigt auf die Bedeutung des Maria gewidmeten Hochfestes ein.

„Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.“ (Offenbarung des Johannes 12,1)

Der Kranz als Symbol des Erfolges und des Triumphes signalisiere die Unbesiegbarkeit der Frau, so Bruder René Dorer zum Auftakt seiner Predigt. Eine Bestimmung des Menschen sei, „Sieger zu sein“. Das gebe ihm die Kraft, sich den unterschiedlichsten Herausforderungen des Lebens immer wieder aufs Neue zu stellen und sei seiner Auffassung nach Gottes Wille. Dabei betonte der Franziskaner „Jeder einzelne Schritt sei das eigentliche Erlebnis.“

Zwölf Sterne zierten den Kranz von Maria. Bruder René zeigt auf die Marien-Statue unweit des Altares und sagte, „Zählt nach. (Foto: Knut Kuckel)

Zwölf Sterne zierten den Kranz von Maria. Bruder René zeigt auf die Marien-Statue unweit des Altares und sagte, „Zählt nach. Es sind wirklich zwölf Sterne.“ Die Zahl „zwölf“ habe schon immer für die Menschen eine besondere Bedeutung. Jesus erwählte aus dem Kreis seiner Gefolgsleute zwölf Männer, die in den Evangelien als die zwölf Apostel beschrieben werden, in Anlehnung an die zwölf Stämme Israels, von denen im Alten Testament erzählt werde.

Die von den Mieminger Bäuerinnen am Vortag zu Maria Himmelfahrt gebundenen Kräuterbüschl enthalten deshalb 12 Kräuter. In Körben werden sie vor dem Gottesdienst am Altar ausgelegt und nach der Messe verteilt. Das ist in Mieming guter Brauch. Maria gilt nicht nur in Mieming als „die Blume des Feldes und die Lilie der Täler“.

In Körben werden sie vor dem Gottesdienst am Altar ausgelegt und nach der Messe verteilt. (Foto: Knut Kuckel)

Gottesdienste mit Kräuterweihen sind seit dem 9. Jahrhundert bekannt. Für katholische Christen ist Mariä Himmelfahrt der Auftakt für die anschließenden 30 Marientage, die als besonders segensreich gelten und mit Mariä Namenstag im September ihren Abschluss finden.

Mindestens sieben Kräuter sollten in die Sträuße. Die Kräuterbüschl bestehen in Tirol – je nach Region – aus 7, 9, 12 oder 15 Kräutern.

„Heuer haben wir uns für 12 Kräuter entschieden“ sagt Verena van Staa, die Ortsbäuerin Stellvertreterin. Die Kräuter sind den 12 Aposteln gewidmet. Als besonders gelten der Ysop und das Johanniskraut. „Das sind nach unserem Verständnis heilige Kräuter“, erläutert Daniela Kapeller. „Dann kommen noch hinzu: Salbei, Schafgarbe, Ringelblume, Lavendel, Minze, Zitronenmelisse, Wermuth, Malve, Sonnenhut und Bergbohnenkraut. Die Mitte ziert eine Königskerze.

Ich durfte durfte am Vortag zu Allerheiligen zuschauen, als im Widum der Pfarrkirche in Untermieming die Kräuter gebunden wurden. Der Raum war erfüllt vom Duft der Kräuter. „Jetzt stehen sie in voller Blüte“, erklärte Daniela Kapeller, die sich schon seit Jahren mit Kräuterkunde beschäftigt. „Mitte August entfalten sie ihre volle Wirkungskraft.“

Eine Legende erzählt, dass dem Grab Marias in dem Augenblick, in dem sie in den Himmel aufgenommen wurde, ein wunderbarer Duft wie von Kräutern und Blumen entstieg. Das könnte der Ursprung für die verbreitete Segnung von Heilkräutern am 15. August sein.

Den Einzug in die, Maria geweihte Pfarrkirche in Untermieming, führte die Musikkapelle Mieming an. (Foto: Knut Kuckel)

Den Einzug in die, Maria geweihte Pfarrkirche in Untermieming, führte die Musikkapelle Mieming an. Stabführer war Stefan Pickelmann. Den musikalischen Teil des Gottesdienste gestaltete die Chorgemeinschaft Mieming unter der Leitung von Armin Falch. Nach Messe und Prozession lud die Familie Oberdanner zum Festschmaus in den Hof am Gasthaus Stiegl ein. Dazu spielten die Mieminger Musikanten.

Bruder René Dorer gehört seit 1996 dem Franziskanerorden in Telfs an. Der Seelsorger ist durch seine Teilnahme an Marathon-Läufen im ganzen Land bekannt. Sport diene der Gesundheit, so seine Auffassung. Ein gesundes Herz sei zudem Abbild jeden Glaubens.

Bruder René reiste mit seinem Kleinbus an, den er unweit der Kirche parkte. Am Fenster auf der Rückseite hat er den Schriftzug „Jesus is the Way“ angebracht. Ein beliebtes Motiv aller Fotografen, wo auch immer der sympathische Telfer Ordensbruder anreist.

Maria Himmelfahrt – „Jeder Schritt ist das Erlebnis“. (Fotos: Knut Kuckel)

In meinen Erzählungen begegnen mir Menschen, die im "Almenland am Miemingerberg" leben und arbeiten. Sie prägen Region und Gesellschaft.