Seit ein paar Tagen hören wir wieder Kuhglocken auf den Voralmen am Miemingerberg. Das Almvieh hat die Stallungen verlassen und darf sich mit seinen Hirten auf den Almsommer vorbereiten.
„240 bis 250 Kühe und zehn schottische Hochlandrinder führen wir heuer auf die Feldereralp“, sagt Almhirt Martin Reich.
Das Läuten der Kuhglocken hält die Herden zusammen und erleichtert es den Hirten, verirrte Tiere wieder aufzufinden.
Wanderer werden mit Hinweisschildern am Gatter darauf hingewiesen, dass jetzt Vorsicht geboten ist. Da heißt es beispielsweise, „Hunde sind an der kurzen Leine zu führen“ oder das „Gatter nach dem Durchgang wieder schließen“.
Kühe gelten als Inbegriff der Sanftmut. Das kann sich allerdings ändern, wenn man ihre Wege kreuzt. Um Konflikte zu vermeiden, heißt es auf alle Fälle, Abstand halten. Wer sich richtig verhält, kann in der Regel unbeschadet im Almgebiet wandern.
Das geht aber auf gar keinen Fall: Almtiere nicht streicheln oder füttern. Für Weidetiere ist ein fremder Hund ein potenzieller Feind. Er wird vor allem von Muttertieren angegriffen, die ihre Kälber schützen wollen. Tiere verhalten sich instinktiv somit nicht anders als Menschen.
In den ersten Tagen in Freiheit ist das Almvieh noch übermütig. Der Instinkt der Tiere sagt ihnen schon mit Frühlingsbeginn, dass es bald wieder hinaus auf die Almen geht. Das versetzt sie in Vorfreude. In eine besondere Stimmung. Nach den ersten Wochen in Gottes freier Natur entspannt sich die Lage wieder etwas.
Die Hirten der Hochfeldernalm versorgen schon seit Mitte Mai auf der Voralm in Obermieming das Vieh. Vor allem Kühe. „Wir öffnen für unsere Gäste am 1. Juni“, erzählt Fabio Riml, der gemeinsam mit Martin Reich ganzjährig die Hochfeldern Alm bewirtschaftet.
Eine Woche später, am Freitag, den 8. Juni wird das Vieh auf die Hochalm geführt. „Der Almsommer beginnt heuer früher als üblich“, so Martin Reich. „Der schneereiche Winter hat dafür gesorgt, dass die Vegetation auf unserer Alm schon weiter ist als hier drunten auf dem Plateau.“
Der „Kälberhag“ am Bauernhof der Familie Post in Obermieming liegt schon 900 Meter hoch. Über 600 Meter höher dagegen die Hochfeldernalm. Die Almhütte im Ehrwalder Almgebiet liegt 1732 Meter hoch. Die Hochalmen, unterhalb des Feldernjöchls wiederum weitere drei bis 500 Meter bergaufwärts. Das Vieh bewegt sich im Sommer somit bis auf 2200 Meter Höhenmeter.
„Darauf bereiten wir uns in den kommenden Wochen gemeinsam vor“, sagt Martin Reich. „Tiere, die schon auf unserer Alm waren, kennen uns. Zum jüngeren Almvieh bauen wir auf der Voralm Vertrauen auf.“
Das ist für das Vieh in vielerlei Hinsicht überlebensnotwendig. Es muss ihren Almhirten vertrauen. Die Feldereralp-Hirten sind im Auftrag der Obermieminger Almbauern bis Mitte September für das ihnen anvertraute Vieh verantwortlich.
Gleiches gilt für die Almhirten der Marienberg-, Seeben- und Simmering Alm. Drei weitere Almen, die – wie die Hochfeldern Alm – zu den Mieminger Almen gehören.
Tag auf der Hochfeldernalm – zwischen Morgen- und Abendsonne
Musik liegt in der Luft – Kuhglocken kündigen den Almsommer an. (Fotos: Knut Kuckel)