Beim Zäunen unterhalten sich zwei Urgesteine über die Zukunft der Almbauern. (Foto: Knut Kuckel)
Beim Zäunen unterhalten sich zwei Urgesteine über die Zukunft der Almbauern. (Foto: Knut Kuckel)

Der Almmeister klagt – „Es gibt keine Bauern mehr im Dorf“

Die 600-Seelen-Gemeinde Biberwier am Südrand des Leermooser Moos‘, wirbt für seine grünen Almen, die aber nicht mehr von einheimischen Bauern genutzt werden. „Weil es keine Bauern mehr in unserem Dorf gibt“, klagt Urgestein Edi Hundertpfund.

Der Almmeister der Agrargemeinschaft Biberwier (im Bezirk Reutte) ist der letzte seiner Zunft.

Die größte Alm, im Norden, zwischen Weißensee und einer Piste des Skigebiets Zugspitzarena, am Marienberg, hat die Agrargemeinschaft Marienbergalpe, mit Sitz in Barwies, zu gepachtet. Heute werden drei Kilometer Weidezäune ausgebessert. Almmeister Benedikt van Staa ist Teamchef der „Zäuner“ aus Mieming und Biberwier.

Als mich am Samstag-Morgen, dem 18. Mai, Marienberg-Almhirt Herbert Schuchter daheim abholte, machte er noch einen Abstecher zu Blumen-Neurauther in Mieming.

Marienbergalm-Hirt Herbert Schuchter. (Foto: Knut Kuckel)

Dort holte er einen großen, wunderschön bunten Blumenstrauß ab. Mit vielen Bordeaux-roten Rosen. „Der ist für Annemarie. Wir feiern heute unseren 39. Hochzeitstag“! – Den Hochzeitstag hat der Herbert noch nie vergessen. „Wenn Du gleich beim Zäunen bist, hab‘ ich etwas zu erledigen. Passt das??“ – „Ja, sicher!“.

Zäunen auf der Biberwieralm. (Foto: Knut Kuckel)

Dann fahren wir über den Fernpass nach Biberwier zur zusätzlich gepachteten Alm der Agrargemeinschaft Marienbergalpe.

Das Zäuner-Team um Benedikt van Staa. (Foto: Knut Kuckel)

Das Zäuner-Team um Benedikt van Staa, steckte im tiefen Wald und hatte schon ein paar hundert Meter Zaun, zwischen Weißensee und dem im vergangenen Jahr eröffneten Hotel McTirol im Straßendorf Biberwier instandgesetzt.

Der Alm-Zaun aus Fichtenholz. (Foto: Knut Kuckel)

Der Alm-Zaun aus Fichtenholz und der grünlich-gläserne Hotelwürfel – gegensätzlicher könnten die Dinge nicht sein. Die Winterschäden auf der Marienbergalpe waren heuer überschaubar. Die Arbeit der Zäuner verlief Hand-in-Hand. Das Team war eingespielt. In der Zeit des Objektivwechsels, waren die Leute schon wieder 50 Meter weitergekommen.

„Keine Frage“, sagt Edi auf Nachfrage, „von der Pacht der Barwieser haben wir in Biberwier auch was…“, „…sicher, weil wir Euch Jahr-für-Jahr die Zäune reparieren“, ergänzt Benedikt van Staa das begonnene Gedankenspiel. Punkt „9“ war Neinerle-Zeit.

Almmeister Edi Hundertpfund, aus Biberwier (rechts) im Gespräch mit Marienbergalmhirt Herbert Schuchter. (Foto: Knut Kuckel)
Am Holz-Traktor von Edi Hundertpfund unterhielten sich zwei Urgesteine über die bäuerliche Zukunft.

Den Bauern macht hier keiner mehr. Ich bin der Einzige, der übrig geblieben ist. Das lohnt nicht mehr, sagen die Jungen. Sie arbeiten heute direkt oder indirekt für den Tourismus. Das ist leichter als tag- und-nacht im Stall zu stehen“. Mit zwei Kühen und einer Handvoll Schafe, ist Edi der letzte Bauer im Ort, indem auf nur ca. 15 Einwohner ein Hotel und noch mehr Gästehäuser kommen.

"Die meisten Zäuner kommen aus Mieming auf die Biberwieralm." (Foto: Knut Kuckel

„Früher hatten wir für die Arbeit im Wald noch Ochsen, andere Bauern im Dorf setzten auf Rösser. Mir waren die Ochsen allemal lieber, denn die gehen ruhiger“, erinnert sich Edi Hundertpfund. Die Agrargemeinschaft Biberwier, der er vorsteht, hat „ein ungebrochen gutes Verhältnis zur politischen Gemeinde“.

Das sagt er wohl, weil er weiß, dass die meisten Zäuner aus Mieming kommen. In diesem Zusammenhang ist denn auch das zustimmende Nicken des anderen Urgesteins, Herbert Schuchter, zu verstehen.

Der Almmeister klagt – „Es gibt keine Bauern mehr im Dorf“. (Fotos: Knut Kuckel)

Ich schreibe über das Landleben im alpinen Raum. Über Ereignisse und Begegnungen. Von Hause aus Rundfunkjournalist, bin ich als Grenzgänger der Regionen auch gerne Europäer.