Der Brauch geht auf die Johannis- und Sonnwendfeuer ab dem 12. Jahrhundert zurück. (Foto: Elias Kapeller)
Der Brauch geht auf die Johannis- und Sonnwendfeuer ab dem 12. Jahrhundert zurück. (Foto: Elias Kapeller)

Sonnwendfeuer in den Mieminger Bergen

Wenn der längste Tag auf die kürzeste Nacht trifft, wird der Sommer im alpenländischen Raum mit Feuern am Berg begrüßt. In Tirol ist das seit dem Mittelalter Brauch. Am 20. Juni machen sich Bergler auf den Weg, um bei Einbruch der Dunkelheit Feuer zu entzünden.

Vielerorts wird in Tirol auch das Herz-Jesu-Feuer entzündet. Dieses geht auf den Herz-Jesu-Schwur im Jahr 1796 zurück, mit dem die Tiroler Einheit im Kampf gegen Franzosen und Bayern hergestellt werden sollte. Zum Zeichen des Schwurs wurden damals Bergfeuer entfacht.

In Mieming machte sich schon gegen Mittag eine Gruppe von rund 20 bergerfahrenen jungen Leuten auf den Weg, um am Abend mit Höhenfeuern die Sonnenwende im Mieminger Gebirge zu feiern.

Aus Mieming erreichen uns Fotos und ein Video von Elias Kapeller. Sie dokumentieren das Geschehen am Berg und vom Mieminger Plateau aus in beeindruckender Weise. Zu sehen sind spektakuläre Feuerbilder mit unterschiedlichen Motiven und Symbolen.

Wir befinden uns unterhalb von Grießspitze- und Hochplattig-Kamm. Die Bilder nehmen ihre Betrachter mit auf den Unterplattig und gewähren Ein- und Ausblicke, die ansonsten nur Bergkletterern vergönnt sind.

Andreas Fischer beschreibt die Abläufe (Mieming.online).

Jeder hatte 30 Fackeln im Gepäck, dazu noch Werkzeug und Ausrüstung. Nach weniger als nur eineinhalb Stunden durch Wald und steiles felsiges Gelände hatte die Gruppe das ausgesuchte Gelände erreicht.

Ein Kreuz mit 130 x 70 Meter und ein Herz mit 80 x 60 Meter sollen am Abend als Herz-Jesu Feuer entzündet werden.

Geplant wurde schon eine Zeit vorher. Das Ausmessen der Symbole und das Aufstellen der Fackeln am Berg erfordert neben Trittsicherheit und Orientierung auch eine ganz besondere Sorgfalt.

Der Brauch, im Juni Feuer zu entzünden, geht auf die Johannis- und Sonnwendfeuer ab dem 12. Jahrhundert zurück.  600 Jahre später wurden Bergfeuer zur Kommunikation mit den Landsleuten in Kriegszeiten entzündet.

Heute noch gibt es in der Nähe des Locherboden einen „Kreidefeuer-Platz“. In der Nähe stand eine Hütte, in der der “Feuerwart” wohnte und ausschließlich für die Entzündung des Kreidefeuers verantwortlich war.

1796 traf der Krieg das Land Tirol vollkommen überraschend und unvorbereitet.  Der Pfarrer von Wildermieming, Anton Paufler, und der Stamser Abt Sebastian Stöckl schlugen dem Tiroler Landtag vor, das Land dem „Heiligsten Herzen Jesu“ anzuvertrauen und so göttlichen Beistand zu erhalten.

Als daraufhin die wiedererstarkten Tiroler Truppen die Franzosen überraschend besiegten, wurde der Herz-Jesu-Sonntag zum hohen Feiertag.

Diese Tradition wird heute noch gepflegt und der Landesbund mit dem Herzen Jesu jedes Jahr erneuert.

Nach Fertigstellung der Figuren hieß es noch warten, bis es dunkel wurde. Für das Anzünden der Fackeln bleibt wenig Zeit. Jeder wusste, was zu tun ist. Die jungen Bergmenschen entzündeten ihre Herz-Jesu- und Sonnwendfeuer auf den Unterplattig.

Sonnwendfeuer in den Mieminger Bergen. (Fotos/Video: Elias Kapeller)

Ich schreibe über das Landleben im alpinen Raum. Über Ereignisse und Begegnungen. Von Hause aus Rundfunkjournalist, bin ich als Grenzgänger der Regionen auch gerne Europäer.