Almmeister Klaus Scharmer: "Mit dem Zäunen beginnt für die Obermieminger Almleute Almsommer." (Foto: Knut Kuckel)
Almmeister Klaus Scharmer: "Mit dem Zäunen beginnt für die Obermieminger Almleute Almsommer." (Foto: Knut Kuckel)

Feldernalmbauern zäunen vier Kilometer Weidezäune

Mit dem Almauftrieb im Juni beginnt offiziell der Alltag auf den Almen, der Almsommer. Bevor das Vieh auf die Hochalmen getrieben werden kann, müssen erst die Winterschäden auf den Weiden ausgebessert werden.

Heute begleite ich die Obermieminger Almbauern zum „Zäunen“ auf ihre Feldereralpe ins Gaistal. Zäunen auf der Feldereralpe heißt, es müssen mindestens vier Kilometer Weidezäune repariert werden. Von den Schneelasten werden sie vielfach erdrückt. Mit dem Zäunen beginnt für die Almbauern die alljährliche Arbeit auf den Almen.

Zäunen auf der Feldereralpe heißt, es müssen mindestens vier Kilometer Weidezäune repariert werden. (Foto: Knut Kuckel)

Die Almwirtschaft ist eine meist harte Arbeit. Sie umfasst neben der Viehversorgung auf über 350 Hektar Hochweideflächen auch die Weide-, Wege- und Forst-Erhaltung. Bis hin zur täglichen Produktion der Milchprodukte wie Butter, Milch und Käse.

Weiderecht seit rund 700 Jahren

Das Vieh im Sommer auf die Almen zu treiben, hat eine jahrhundertelange Tradition. Der Auf- und Ausbau der Almwirtschaft begann schon im 7. Jahrhundert nach Christus. Seit rund 700 Jahren nutzen Mieminger Bauern ihr Weiderecht auf Hochfeldern. Für geleistete Dienste beim Aufbau der Gebhardskirche erhielten die Mieminger schon 1340 von den Stamsern das urkundlich verbriefte Recht, “400 Hektar mit 130 Weiderechten auf der Feldernalm zu bewirtschaften” (Quelle: Mieming – Die Gemeinde am Miemingerberg, Karl Miller-Aichholz, 1985).

Die Rechte entsprachen zunächst einer auf 26 Jahre befristeten Pacht auf der Gaistalalpe. Die Gründe für die Almwirtschaft waren damals wie heute weitgehend die gleichen: Um Futter zu sparen, trieb man die Tiere von Juni bis September auf die Almen. Weil früher Futter schwerer zu produzieren war als heute, war auch weniger Vieh auf der Hochfeldernalm.

Um Futter zu sparen, trieb man die Tiere von Juni bis September auf die Almen. (Foto: Knut Kuckel)

Die Futterverhältnisse zwischen Mieminger Plateau und Hochfeldern-Alm liegen bei ca. 3:1. Nach der Alm-Statistik werden in Tirol 2.609 bewirtschaftete Almen gezählt. Der Anteil der Almfutterfläche liegt mit 205.000 ha bei 47 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche. (Quelle: Almwirtschaft Österreich).

Agrargemeinschaft Hochfeldern-Alm

Auf Mieminger Gemeindegebiet (über 50 Quadrat-Kilometer) gibt es derzeit sieben Agrargemeinschaften: Barwies, Feldernalpe, Fronhausen-Gschwent, Obermieming, Seebenalpe, See-Tabland-Zein und Untermieming. Zur Agrargemeinschaft Feldern-Alpe gehören aktuell 35 Mitglieder, von denen heuer 12 Bauern ihr Vieh auf die Hochfeldern-Alm trieben. Über 250 Tiere.

Almmeister Klaus Scharmer: „Die Agrargemeinschaft Feldereralpe ist auf ihrem ca. 204 ha-großen Gebiet für die gesamte Almwirtschaft zuständig, dazu gehört auch die Pflege von weiteren ca. 150 Hektar Waldflächen im Besitz des Bundesforstes“.

Im Bergwald darf das Vieh weiden, dafür müssen die Mieminger Bauern den Forst schützen, beispielsweise durch Zäunung und Ummantelung frischer Setzlinge. (Foto: Knut Kuckel)

Im Bergwald darf das Vieh weiden, dafür müssen die Mieminger Bauern den Forst schützen, beispielsweise durch Zäunung und Ummantelung frischer Setzlinge. Klaus Scharmer: “Unsere Alm ist der nördlichste Zipfel der Gemeinde Mieming und die einzige Ecke im Bezirk Imst, die an an die Zugspitz-Region in Deutschland grenzt”.

Alltagsarbeiten auf der Alm

Zur Alltagsarbeit zählt beispielsweise das Latschen entfernen, damit die Almen nicht „verbuschen“ bzw. zuwachsen. Die Wege werden gerichtet, Steine aufgesammelt, Felsabgänge geräumt und andere Schäden beseitigt. Die Schneelasten im Winter haben allerdings aus Sicht der Almbauern noch andere Auswirkungen. Im Frühjahr ist deshalb vor allem „Zäunen“ angesagt. Heuer trafen sich am 28. Mai 2011 24 Helfer, um mehr als 3 ½ Kilometer Weidezäune zu reparieren.

Heuer trafen sich am 28. Mai 2011 24 Helfer, um mehr als 3 ½ Kilometer Weidezäune zu reparieren. (Foto: Michael Sonnweber)

Die Schneelasten sorgen jeden Winter für massive Zauneinbrüche. Im östlichen Gaistal grenzt das von der Gemeinde Wildermieming beim Staatsforst gepachtete Weidegebiet an das westlich von der Agrargemeinschaft Feldernalm bewirtschaftete Weideland. Davon gehören 204 Hektar der AG Hochfeldern-Alm, auf dem Grund der Gemeinde Mieming.

Die Bretter und Pfähle bringt der Traktor auf die Alm. (Foto: Knut Kuckel)

Einer uralten Vereinbarung folgend, sind die Mieminger für das „Zäunen“ zuständig. Dazu muss erst Holz aus den eigenen Wäldern geschlagen und geschnitten werden. Die Bretter und Pfähle bringt der Traktor auf die Alm. Heuer war das die Arbeit von Andi Scharmer.

Ausgewogene Almwirtschaft

Heutzutage werden ca. 350 Hektar mit mehr als 200 Weiderechten bewirtschaftet. Auf einen Nenner gebracht, lässt sich feststellen, dass heute mehr Vieh auf gleich großem Weidegrund vom Almsommer auf Hochfeldern profitieren. Das, so Almmeister Klaus Scharmer, habe etwas mit einer ausgewogeneren Almbewirtschaftung zu tun.

Der Bauer des 21. Jahrhunderts hat da mehr Möglichkeiten als seine Vorfahren aus dem 14. Jahrhundert. Die Arbeit nimmt vom Frühjahr bis zum Spätherbst scheinbar kein Ende.

Almhirt Norbert Kluckner, gelernter Metzger, ist seit 1990 für insgesamt 250 Stück Vieh zuständig. Darunter 15 Milchkühe, die für die tägliche Produktion von Butter, Käse, Milch und Buttermilch zuständig sind. Dazu kommen noch zwei Schweine und sieben Pferde. Karriere-Ziel der beiden Schweine: Tiroler Speck.

„Mein Tag beginnt um halb fünf“ sagt der Feldernalmhirt

Feldernalmbauern zäunen vier Kilometer Weidezäune. (Fotos: Knut Kuckel/Michael Sonnweber)

In meinen Erzählungen begegnen mir Menschen, die im "Almenland am Miemingerberg" leben und arbeiten. Sie prägen Region und Gesellschaft.