Imker Oskar Burgschwaiger regiert 45 Bienenvölker im Tiroler Gaistal. (Foto: Knut Kuckel)
Imker Oskar Burgschwaiger regiert 45 Bienenvölker im Tiroler Gaistal. (Foto: Knut Kuckel)

Im Tal der Königinnen – Honig aus dem Almenland

Der Mieminger Imker Oskar Burgschwaiger hofft, dass ihm seine 45 Bienenvölker einen Honig-Ertrag von ca. 300 Kilogramm bescheren. Er sagt, „Das wäre deutlich mehr als im letzten Jahr. Die Maßnahmen gegen das Bienensterben zeigen erste Früchte“.

Die Imkerschule in Imst errechnete einen durchschnittlichen Honigertrag von noch 15 Kilogramm pro Volk. Das war vorgestern. Heute freut sich der Imker über die Hälfte.

Die Honig-Ernte ist für den Imker nicht nur der Höhepunkt seiner Arbeit, sie ist auch der Lohn für die Pflege seiner Bienenvölker. Das ist eine Arbeit, die sich über das ganze Jahr hinzieht. Gleichzeitig ist sie ein Nachweis für die Sammeltätigkeit und den Fleiß der Honigbienen.

Ein Drittel der menschlichen Nahrung hängt heute unmittelbar von der Biene ab, dem wichtigsten Bestäuber von Pflanzen. Doch seit mehreren Jahren sterben weltweit Milliarden von Bienen ohne sichtbaren Grund. Über die Ursachen gibt es bisher nur Vermutungen – Genmutation, neue Pestizide, Mobilfunkstrahlungen, ein Virus -, aber keine endgültige Erkenntnis. Die chemische Industrie kennt Gifte gegen tierische Schädlinge (Pestizide). Die Industrie nennt sie „Pflanzenschutzmittel“. Gegenprobe: 200 Proben ziehen die Tiroler Imker pro Jahr von ihrem Honig. 1500 Bienen-Proben müssen jährlich im Rahmen der Bienen-Untersuchungen entnommen werden.

„Wir setzen auf Aufklärung und die Vernunft unserer Bauern“, sagt Oskar Burgschwaiger, oberster Imker in der Region Mieminger Plateau. „Unsere Tiroler Mais-Bauern wollen vorangehen und in einem dreijährigen Versuch auf den Einsatz gefährlicher Pflanzenschutzmittel verzichten“, so Oskar Burgschwaiger, „und in Tirol scheinen sich die Bauern seit vergangenem Jahr auch daran zu halten, denn die Bienen erholen sich langsam wieder“. Diese gute Nachricht gelte auf alle Fälle für dieses Jahr. Wie sich die Dinge in den Folgejahren abzeichnen, bleibe abzuwarten.

„Wir setzen auf Aufklärung und die Vernunft unserer Bauern“, sagt Oskar Burgschwaiger. (Foto: Knut Kuckel)

„Wenn die Biene stirbt, stirbt der Mensch“, soll Albert Einstein gesagt haben. Das Zitat war oft zu hören, wurde aber leider nicht in allen europäischen Ländern ernst genommen. In den meisten EU-Ländern weiß man schon lange, dass Schädlinge, aber besonders auch Insektizide und Monokulturen für das Sterben unserer Bienenvölker verantwortlich sein können.

Wenn unsere Bienen Schlagzeilen machen, ist meist Gefahr im Verzug. Dabei gelten die Bienen inzwischen bei uns, neben Rindern und Schweinen, als drittwichtigstes Nutztier. Bienen sind mit einem Anteil von ca. 80 Prozent die wichtigsten Bestäuber unserer Kultur- und Wildpflanzen. Weltweit wird der Nutzwert der Honigbiene auf über 150 Milliarden Euro geschätzt.

110 Bienenvölker beteiligen sich in Mieming an der Produktion unseres begehrten „Tiroler Bienen-Honigs“. (Foto: Knut Kuckel)

110 Bienenvölker beteiligen sich in Mieming an der Produktion unseres begehrten „Tiroler Bienen-Honigs“. Das sind im Sommer, in Zahlen, 5 ½ Millionen Bienen. „Kaum vorstellbar und mir erzählen die Leute immer, man sieht keine Bienen mehr“, so Oskar Burgschwaiger.

Den Honig saugen die Bienen aus dem Nektar der Almblüten. In der Region rund um die Mieminger Berge wird meist Waldhonig und Blütenhonig von der Alpenrose erzeugt. Der Waldhonig stammt von den unterschiedlichen Pflanzenarten ab, die hierzulande heimisch sind. Der Waldhonig hat einen kräftigen, leicht herben Geschmack und eine helle bis dunkelbraune Farbe.

Honig (Foto: Knut Kuckel)

Nach ein paar Tagen im Gefolge von Oskar und Walter Burgschwaiger, den Altmeistern unserer heimischen Imkerei, habe ich zum Honig und ihren Produzenten einen anderen Bezug. „Begleite uns bei der heurigen Honig-Ernte im Sommer“, schlug Oskar Burgschwaiger vor und dieses Angebot haben wir gerne angenommen.

Oskar und Walter Burgschwaiger. (Foto: Knut Kuckel)

Oskar Burgschwaiger löste vor zwölf Jahren, seinen Vater Walter als Obmann im „Bienenzuchtverein Mieminger Plateau“ ab. Walter Burgschwaiger hatte 30 Jahre lang die Verantwortung für die regionale Imkerei und war Ehren-Obmann im Verein. (Update: Walter Burgschwaiger starb kurz vor seinem 90. Geburtstag, am 3. Februar 2016.)

„Begleite uns bei der heurigen Honig-Ernte im Sommer“, schlug Oskar Burgschwaiger vor und dieses Angebot haben wir gerne angenommen. (Foto: Knut Kuckel)

Auf dem Mieminger Plateau gibt es ca. 16 aktive Imker, davon allein sechs Imker in Mieming. „Bienen und Imker sind eine Zweckgemeinschaft“, sagt Oskar Burgschwaiger. Er zeigt mir einen Teil seiner Bienenvölker in den Flaurlinger Bergen und in Mieming. Ihr Honig wird Ende Juli / Anfang August geerntet. Im Flaurlinger Wald holten wir die honigschweren Wabentafeln, die im Imkerkeller von Oskar Burgschwaiger geschleudert und gefiltert wurden.

Für die Bienen aus den Flaurlinger Bergen beginnt nun die Ruhezeit. Was sie jetzt noch ernten, gehört ihnen. Über den Winter versorgen sie die Imker mit einer 50-prozentigen Zuckerlösung. Das reicht in der Regel bis zum Frühling. Falls nicht, wird nachgezuckert.

Mitte August begeben wir uns ins „Tal der Königinnen“, ins Almenland Gaistal. (Foto: Knut Kuckel)

Mitte August begeben wir uns ins „Tal der Königinnen“, ins Almenland Gaistal. Im Mieminger Gebirge sind die Bienen in unmittelbarer Nachbarschaft der Tillfussalm, Hochfeldern-, Ehrwalder und Seebenalm und den Ufern des Salzbaches. Die Belegstelle Gaistal (Bundesforste Österreich) wird seit rund 40 Jahren von Züchtern aus Hopfgarten bis St. Anton genutzt.

Regional aus Mieming, aber auch aus Imst, Längenfeld, Silz, Mötz und Haiming. Jahr für Jahr bringen sie über 1600 Königinnen zur Begattung ins Gaistal.

Nach dem Begattungsflug mit den Drohnen legt jede Königin bis zu 2000 Eier (am Tag!). Die männlichen Bienen, die Drohnen, dürfen sich nach getaner Arbeit von dieser Welt verabschieden. Die Bienen werfen sie hinaus. Leblos liegen sie vor den Bienenstöcken. Die Königinnen werden in unterschiedlichen Behältnissen, meist in einer kleinen, vergitterten „Reisebox“ wieder in die heimischen Bienenstöcke verbracht, damit sie dort neue Bienenvölker begründen können.

„Nach der Schneeschmelze im Frühjahr, siehst Du nichts mehr“, sagt Oskar, „dann beginnt der Zyklus von neuem“. Das Bienenjahr unterliegt einem festen Jahreszyklus. Im Gegensatz zur Feldwirtschaft, wo der Jahreszyklus mit dem Frühjahr beginnt, beginnt die Honig-Ernte der Imker im Sommer. Honig aus Burgschwaiger’s Imkerei ist auch über die Landesgrenzen hinaus begehrt. Ein Besuch bei den gastfreundlichen Imkern in Mieming lohnt immer.

Honig aus Burgschwaiger's Imkerei. (Foto: Knut Kuckel)

Kontakt
Burgschwaiger’s Imkerei
Föhrenweg 3
6414 Mieming
Tel. +43 664 1765931
eMail: oskar.burgschwaiger@drei.at
Web: Facebook/Burgschwaiger’s Imkerei

„Meine Menschen am Miemingerberg“

Im Tal der Königinnen – Honig aus dem Almenland. (Fotos: Knut Kuckel)

Ich schreibe über das Landleben im alpinen Raum. Über Ereignisse und Begegnungen. Von Hause aus Rundfunkjournalist, bin ich als Grenzgänger der Regionen auch gerne Europäer.