Die ersten Einträge im Protokollbuch der Feldernalmbauern stammen von Josef Schleich, dem „Zunterer Seppl“. (Foto: Knut Kuckel)
Die ersten Einträge im Protokollbuch der Feldernalmbauern stammen von Josef Schleich, dem „Zunterer Seppl“. (Foto: Knut Kuckel)

Protokollbuch Feldernalmbauern – Blick ins Allerheiligste

Das Protokollbuch der Feldernalmbauern ist ein Geschichtsbuch. Geführt wird es handschriftlich von den jeweiligen Almobmännern seit Februar 1958. Die Feldereralpe im Gaistal, ist seit Jahrhunderten Almweide der Obermieminger Bauern.

Almobmann Klaus Scharmer gewährt mir Einblick in den wohlbehüteten Schatz seiner Almbauern.

Vor uns liegt eine Kopie des „Protokollbuches für die Agrargemeinschaft »Feldern« Obermieming. Das Original wird an geheimem Ort aufbewahrt. Somit schlagen wir das Protokollbuch mit spitzen Fingern vorsichtig auf.

Auf den ersten Blick fällt auf, die Handschriften sind noch sehr gut lesbar. Das ist in besonderer Weise bemerkenswert, denn in früheren Jahren konnten die Almleute weniger gut schreiben.

Die ersten Einträge stammen von Josef Schleich, Hausname „Zunterer Seppl“. Er war der erste Almobmann und amtierte vom 28. Feber 1958 bis 19. Jänner 1961.

„In dieser Zeit spielten touristische Aspekte bei der Almbewirtschaftung noch keine Rolle“, erzählt Klaus Scharmer. Bis in die 1960er Jahre ging es für Mensch und Vieh nicht ohne eine stabile Kondition gut aus. Alles wurde nämlich auf dem Fußweg erledigt. Der Almauftrieb, das Hirten der Tiere, der Almabtrieb. Höhenmeter über Höhenmeter.

Anton Post kann sich noch gut daran erinnern, dass er mit seinem Vater Mathias, (Hausname „Hiasl“) als einer der Letzten ein Kalb von der Feldernalm, heim in den Stall nach Obermieming brachte. Sein Vater erzählt uns „Wir sind damals über Wildermieming, dem Straßberg und der Niederen Munde zur Feldernalm gegangen. Hinauf ohne Tiere. Zurück entweder den gleichen Weg oder – mit mehreren Tieren – über den heute noch genutzten Almabtriebsweg, von der Leutasch, über Buchen, Telfs, Wildermieming nach Obermieming.

„Den Hinweg haben wir an guten Tagen in 3 1/2 Stunden geschafft“, sagt der Hiasl.

Firstfeier auf der alten Hochfeldernalm, in der Mitte Mathias Post. (Foto: Fam. Spielmann)
Firstfeier auf der alten Hochfeldernalm, in der Mitte Mathias Post. (Foto: Fam. Spielmann)

Klaus Scharmer erinnert sich, dass Mathias Post, den Bau der ersten Hochfeldernalm als Hüttenobmann geleitet hat. „Der Entschluss, im Weidegebiet der alten Feldern Alm eine erste Hochfeldern Alm zu bauen, ist uns nicht leichtgefallen“, sagt Klaus Scharmer.

Aus der alten „Feldernalm“ wurde 1964 die „Hochfeldernalm“.

Unter der Obmannschaft von Altbürgermeister Karl Spielmann sei das dann letztlich beschlossen worden. Eine Holzinschrift unter dem Giebel erinnert noch heute daran, dass die Hochfeldern Alm 1964 erbaut wurde.

Alle Almobmänner, so Klaus Scharmer setzten Akzente. Nach Karl Spielmann folgte von 1965 bis 1971 Josef Grabner, der Großvater vom „Steirer“ Andreas Grabner. Der amtierende Almobmann blättert in seinem Protokollbuch und erzählt dabei, „bis zum Grabner Josef gingen die damaligen Hirten während der Vorbergzeiten mit einem Löffel von Hof zu Hof, um ihr Essen zu empfangen. Angekommen auf der Hochalm, mussten sie sich selbst versorgen.“

Vom Grabner Josef übernahm Franz Kapeller (Vater von Martin und Franz Kapeller) das Zepter. Franz Kapeller Senior hatte das Amt bislang am längsten inne. Vom 26. Feber 1971 bis zum 3. März 1996 war er Almobmann auf der Hochfeldern Alm.

„Der Kapeller Franz hat in seiner 25-jährigen Amtszeit die Milchverarbeitung auf der Hochfeldern Alm kultiviert“, erfahren wir von Klaus Scharmer. „Seither wird bei uns den Gästen selbst produzierte Butter, Graukas und Buttermilch angeboten. Der Kessel für die Produktion war nicht sehr billig. Der wäre auch nach heutiger Vorstellung noch teuer.“

Die Milchproduktion werde erst wieder im nächsten Jahr aufgenommen. Aus mehreren Gründen. „Wir möchten unsere jungen Hirten und Hüttenleute in ihrem Einarbeitungsjahr nicht überfordern. Die Bauphase war für sie eine Belastung“, sagt der Almobmann. „Für ihr Privatleben blieb ihnen nur wenig Zeit. Sie arbeiten seit Juni täglich, nicht selten rund um die Uhr.“ Deshalb werde man sich mit dem Stallaufräumen für die zehn bis 14 Milchkühe noch Zeit lassen. „Es reicht, wenn wir das alles bis zum nächsten Almsommer stemmen.“

Von März 1996 bis März 2001 amtierte übrigens Konrad Scharmer als Almobmann. In diesen fünf Jahren sei ebenfalls viel erreicht worden. Was heute noch eine Art Wahrzeichen der Hochfeldern Alm ist, wurde unter Konrad Scharmer gebaut. Die kleine Kapelle auf der Ostseite, die kürzlich verlegt wurde. Konrad war bei der Verlegung dabei.

Auf Konrad folgte schließlich der noch amtierende Almobmann Klaus Scharmer. „Im nächsten Jahr muss neu gewählt werden, weil ich den Hof an meinen Sohn Andreas übergeben habe. So sind die Regeln“, sagt der Klaus. „Dann muss es eine Neuwahl geben.“ Gewählt wird üblicherweise ein Bauer, der sein Vieh im Sommer auf die Alm bringt.

Bis dahin aber ist ja noch ein wenig Zeit. Ausgerüstet mit all diesem Wissen werden wir künftig viel aufmerksamer die Hochfeldern Alm besuchen.

Was wir Euch jetzt mitteilen, muss vorläufig bitte noch unter uns bleiben: „Wir möchten zu unserem 50-jährigen Hochfeldern Alm-Jubiläum in zwei Jahren ein Buch mit den spannendsten und originellsten Almgeschichten der vergangenen fünf Jahrzehnte unserer Alm herausgeben.“ Die Almschreiber unseres Blogs helfen mit beim Schreiben, die Agrar Feldern Alm liefert die Geschichten, Bilder und Anekdoten.“

Damit wäre gleichzeitig das nächste große Almfest in der fixen Planung. 2018 wird folglich das Jahr der Obermieminger Almbauern.

Feldernalm – seit 1340 Alpe der Obermieminger Bauern

Protokollbuch der Feldernalmbauern – Blick in das Allerheiligste. (Fotos: Knut Kuckel)

Ich schreibe über das Landleben im alpinen Raum. Über Ereignisse und Begegnungen. Von Hause aus Rundfunkjournalist, bin ich als Grenzgänger der Regionen auch gerne Europäer.